Interview

Alles im Blick

Der 98. Deutsche Röntgenkongress, der zugleich auch der 8. Gemeinsame Kongress der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und der Österreichischen Röntgengesellschaft (ÖRG) ist, stellt ein abwechslungsreiches, spannendes und vielfältiges Programm für alle Berufsgruppen bereit. Die beiden Kongresspräsidenten Prof. Dr. Ernst J. Rummeny und o. Univ.-Prof. Dr. Werner Jaschke im Gespräch über die inhaltlichen Schwerpunkte 2017.

„Alles im Blick“ lautet das Motto des 98. RöKo. Was genau wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?

Prof. Dr. Ernst J. Rummeny und o. Univ.-Prof. Dr. Werner Jaschke, Kongresspräsidenten des 98. Deutschen Röntgenkongresses und des 8. Gemeinsamen Kongresses der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und der Österreichischen Röntgengesellschaft (ÖRG)Prof. Dr. Ernst J. Rummeny und o. Univ.-Prof. Dr. Werner Jaschke, Kongresspräsidenten des 98. Deutschen Röntgenkongresses und des 8. Gemeinsamen Kongresses der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und der Österreichischen Röntgengesellschaft (ÖRG)Jaschke: Die verschiedenen Fachgebiete an einem Krankenhaus sind zum Teil hochspezialisiert oder auf einzelne Organe fokussiert. Diese Spezialisierung findet an großen Kliniken auch im Bereich der Radiologie ihren Niederschlag. Als Querschnittsfach ist die Radiologie aber auch an vielen klinischen Entscheidungen beteiligt und hat somit einen umfassenden Einblick in das Krankheitsgeschehen eines Patienten. So nehmen wir Radiologen täglich an mehreren interdisziplinären Besprechungen teil und sind dadurch sehr gut über Innovationen in den verschiedenen Fachgebieten informiert. Unser „Überblick“ ist immer dann von Vorteil, wenn fachübergreifende Aspekte für Therapieentscheidungen von Bedeutung sind.

Sie haben für Ihren gemeinsamen Kongress mit der onkologischen Bildgebung, der interventionellen Onkologie, neuen Techniken und Big Data interessante Schwerpunktthemen definiert. Gibt es ein einigendes Band zwischen diesen Themen?

Rummeny: Das einigende Band dieser Themen besteht darin, einen Überblick über die aktuellen Verfahren der onkologischen Bildgebung zu geben und dabei die Bedeutung der krankheitsspezifischen Daten für eine optimale Therapie hervorzuheben, die auch in einer radiologisch gesteuerten minimal-invasiven Therapiemöglichkeit bestehen kann. Das verbindende Element ist hierbei natürlich immer auch der Patient, der bei allen Themen und Fragestellungen im Mittelpunkt steht.

Wo sehen Sie die onkologische Bildgebung aktuell?

Jaschke: Therapeutische Entscheidungen in der Onkologie basieren heute in einem sehr großen Ausmaß auf der Bildgebung. Hauptsächlich werden dabei morphologische Kriterien, z. B. das Tumorwachstum, für die Erhebung und Auswertung von Bilddaten zugrunde gelegt. Die funktionelle Bildgebung, die molekulare Bildgebung und die Verknüpfung von Bilddaten mit histologischen bzw. genetischen Daten werden jedoch das Potential der onkologischen Bildgebung in den nächsten Jahren sicher weiter vergrößern.

Wie bewerten Sie Relevanz und Akzeptanz der minimal-invasiven Verfahren der interventionellen Onkologie?

Rummeny: Diese Verfahren spielen eine immer bedeutendere Rolle und sind teilweise sogar unverzichtbar geworden. Dabei sind insbesondere die lokal ablativen Verfahren bei Tumoren und Metastasen der Leber, der Nieren und der Lunge auf dem Vormarsch und auch bei Onkologen und Chirurgen akzeptiert. Ähnliches gilt auch für eine Reihe von benignen Tumoren wie z. B. Uterusmyomen und die oft schmerzhaften Osteoidosteome. Dementsprechend haben wir der interventionellen Onkologie auch viel Raum auf dem RöKo 2017 eingeräumt.

Gibt es aktuelle Entwicklungen, die sie besonders faszinieren und denen Sie künftig eine wichtige Rolle zusprechen würden?

Jaschke: Der Verknüpfung von klinischen, genetischen und bildbasierten Daten wird zukünftig eine wichtige Rolle zukommen. Molekulare Bildgebungsverfahren sind bereits heute für die Diagnostik und Therapie von neuroendokrinen Tumoren sehr wichtig. Ein großes Potenzial steckt sicherlich auch in den neu entwickelten Verfahren wie der Röntgen-Phasenkontrast-CT sowie der optischen und opto-akustischen Bildgebung. Die 3D-Navigation im virtuellen und realen Körper wird die interventionelle Onkologie wesentlich bereichern. Die Realtime Bildgebung mittels MR und CT wird sich ebenfalls weiter entwickeln und die Steuerung von Instrumenten im menschlichen Körper zusätzlich erleichtern.

Kaum ein Fach produziert so viele Daten wie die Radiologie. Wie können digitale Technologien bei der Erfassung und Auswertung helfen?

Rummeny: Die in der Radiologie produzierten Daten werden zunehmend dafür genutzt, Krankheitsverläufe präziser zu erfassen und so neue Therapiestrategien zu entwickeln. In diesem Zusammenhang spielt die Radiologie eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von sogenannten Deep Learning-Modellen, bei denen ein Computer selbst lernt und sich fortlaufend trainiert. Erste Ergebnisse dieser Methoden liegen schon vor für die frühe Diagnostik des Schlaganfalls sowie für Lungen- und Mammatumoren. Die einheitliche Qualität der Rohdaten ist jedoch hierfür eine wichtige Voraussetzung, um Gesundheitsdaten ubiquitär erfassen zu können. Hier müssen insbesondere noch Fragen des Datenschutzes diskutiert und beantwortet werden. Im neuen „Forum IT“ bringen wir deshalb erstmalig alle relevanten Gesprächspartner zusammen, um diese und andere Themen gemeinsam zu bearbeiten.

veröffentlicht am Freitag, 24. März 2017

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